... ob die Erde wirklich rund ist
Ein Wechsel von Reparaturen an Bord, Befindlichkeitsstörung, Besichtigungstouren und nicht einschätzbaren Wettervorhersagen sowie einem Wiedersehen. In der Bucht von Portic ging Pfingsten ganz gemütlich vorbei, und wir fanden Zeit uns mit unserem „water maker“ zu beschäftigen: ein Konstrukt aus einem Kärcher Hochdruckreiniger ,das über Filtersysteme Salzwasser laufen lässt, um Süßwasser zu gewinnen. (Ich hoffe ich habe es technisch korrekt zusammengefasst?!) Der Wert von trinkbarem Wasser als wertvolle Lebensgrundlage wird uns an Bord ziemlich bewusst. Piet ist in seinem Verbrauch deutlich reduzierter als ich. Erst, wenn der Wassertank fast wieder leer ist, und wir unseren täglichen Verbrauch berechnen, wird mir jedes Händewaschen bewusst. Wir sind sehr stolz auf unsere erste Süßwasser Produktion. Aber die Freude währt nicht lange, nun greife ich zeitlich etwas vor, heute am 19.6. hat sich der Kärcher „verabschiedet“. Piet hat ganz umsichtig ein Reservegerät mit auf die Reise genommen und ist gerade am Auswechseln. Nun zurück zum chronologischen Verlauf: Am 7.6. verließen wir die beschauliche Ankerbucht von Portic an der Südspitze Istriens und segelten circa 32 Seemeilen weiter nach Mali Losinj auf der Insel Losinj. Dicht bei dicht machten wir im Hafen an einer Muring fest. Schon eigentümlich, jede menschliche Äußerung vom Nachbarboot mit zu bekommen.
Am darauffolgenden Morgen entschlossen wir uns, nach kurzem Lebensmitteleinkauf, weiter zu segeln. Bei Windstärken von 4-5 Beaufort aus Nordost segelten wir zu einer kleinen Bucht namens Luka Jadriska auf der Insel Cres, um Schutz vor der vorhergesagten Bora zu finden. So warteten wir auf den „großen Sturm“. Es regnete, gewitterte und böte auch so vor sich hin, aber die prognostizierten 50 Knoten Wind kamen nicht. Wechselnde Wetterprogramme änderten ständig hin und her. Das Ganze war eher verwirrend als aufklärend. So gingen wir auf Nummer sicher und blieben bis zum 11.6. in unserer - sich als sicher erweisenden - Ankerbucht liegen. Am Festland soll diese Bora ganz ordentlich gewütet haben. Am 11.6. machten wir uns dann auf zur Insel Pag, die durch diesen Fallwind zum Teil kaum noch Vegetation hat und stellenweise wie eine Mondlandschaft aussieht. Zu Zeiten der Bora ein gefährliches Segelgebiet mit den höchsten Windgeschwindigkeiten im Velebit-Kanal. Unser Segelbeginn war zunächst recht gemütlich, und dann war vor Pag der Wind plötzlich mit über 30 Knoten da; wie aus dem Nichts bei strahlend blauem Himmel. Wir gaben unser Vorhaben, Pag mit einem guten Ankerplatz zu besuchen auf, und segelten weiter zur vorgelagerten Insel Vir. So ändern sich angepasst an die Wettersituation ganz schnell die Pläne! In einer Bucht südlich der Insel ankernd war es jedoch kein ganz ruhiges Schlafen. Nachts standen wir auf und prüften die Ankerposition. Das Boot drehte sich zügig um den Anker, der jedoch fest saß. Am 12. und 13.6. trafen wir/ich meine muntere junge Freundin ‚Renata’ aus Tschechien mit Familie. Für mich war es ,nach zweijähriger Corona Pause, eine große Freude sie wiederzusehen. Für Piet waren es lauter fremde Menschen mit denen er nicht soviel anfangen konnte. So verbrachte ich am 2. Tag einige Stunden allein mit der Familie und Piet widmete sich seiner Arbeit an der Zeitung. Am 14.6. brachen wir dann auf und segelten bei über 30 Knoten Wind hoch am Wind, wobei wir 6,5 bis 7 Knoten Fahrt machten, und waren relativ rasch in Zadar in einer schönen Marina Zadar mit 150 Euro Liegegebühren am Tag. Die Zeit in dieser Stadt war einfach grandios: das ausgiebige Duschen, das Bummeln durch die Stadt (keine Angst, ich habe nichts gekauft!), eine sogenannte Meeresorgel am Wasser, ein wunderschöner Sonnenuntergang in einer Bar. Und wäre das noch nicht genug: Piet überraschte mich mit einem Ausflug zu den Plitvicer Seen. (ca. 140 km von Zadar entfernt). Alte Winnetou Fans kennen den Film „Schatz im Silbersee“ mit den grandiosen Naturaufnahmen bestimmt. Dieses Naturschutzgebiet ist nur mit einer beschränkten Besucherzahl und deftigen Eintrittspreisen zu besuchen. Als wir an den Eintrittsgates vorbei fuhren war dort ein Menschengewimmel, und wir entschlossen uns einen per Internet recherchierten ‚Inkognito’ Spezialzugang aufzusuchen. Und wir fanden ihn auch, parkten am Waldesrand, spazierten anderen Wandern hinterher und ... standen von oben auf einen Wasserfall schauend mit Blick auf türkisblaue Seen. Es tauchte zwischen dem Grün des Waldes so unvermittelt auf, dass uns der Anblick gefangen nahm. Wir wanderten auf einer Art Höhenweg in diesem Naturschutzpark herum, durch Schilder immer wieder aufmerksam gemacht, dass dies nur mit gültigem Ticket möglich sei. So endete dann unser schöner Weg an einem Gate mit Kontrollposten, der das Weiterkommen nicht möglich machte. Wir hatten jedoch schon soviel Schönes gesehen, dass wir nach 3 Stunden den Rückweg antraten, erfüllt von wunderschönen Eindrücken. Nun sind wir seit zwei Tagen, wieder ankernd, vor der Insel Pasman angelangt und Ausbesserungsarbeiten gestalten die Tage: gestern habe ich 2 Stellen am Vorsegel mit meiner mitgenommenen Maschine genäht und zusammen haben wir das Segel schrubbend von Dreck und Moosstellen befreit.
Heute hat die Nähmaschine wohl etwas nicht verkraftet und muss auch nachgesehen und gewartet werden. Ihr seht, es ist ein munterer Wechsel, der diese Form zu Reisen so lebenswert macht.
3 Comments
Bianka
6/26/2022 19:48:53
Es sieht alles so toll aus. Toll, dass wir Eure Eindrücke teilen können.
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Wilkoä
7/8/2022 10:17:55
Freue mich jedesmal auf euren Bericht. Ich drücke euch die Daumen., wünsche euch viel tolles Wetter und Gesundheit. Auf das ihr und das Boor lange durchhaltet und ich noch viel zu lesen habe. Liebe Grüße vom Wilko der hier auf Norderney die Stellung hält.
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Dr. Selahattin Kaya
11/20/2022 13:47:41
Sehr verehrte Kollegin,
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