... ob die Erde wirklich rund ist
Geburtstag in Santa Maria di Leuca; Crotone, muss man nicht haben; La Castella: Anlegen im Päckchen im Wechsel an einem Fischer- und Ausflugsboot; unruhige Nacht in Roccella Ionica vor unserer nächtlichen Überfahrt nach Sizilien und erneuter Guardia Costiera Kontakt; Sizilien im Dunst
Nach unserer zweiten unruhigen Nacht durch die seitlichen heftigen Wellenbewegungen hatte Piet die Idee am Hafenkai fest zu machen, wo am Tag zuvor zwei private Yachten lagen. Also schnell den Anker hoch und am Kai angelegt. Es war deutlich ruhiger unter unseren Füßen, und wir genehmigten uns in aller Ruhe unseren Tee und Kaffee. Aber zu früh gefreut, noch mit unseren Tassen in der Hand begrüßten uns zwei recht freundliche Beamte der Guardia Costiera und sagten uns, dass wir hier nicht bleiben dürften. Piet -gut präpariert- sagte, uns würde die Kette auslaufen , und so hätten wir bei dem Schwell Schwierigkeiten. Das nützte uns zunächst noch nichts, erst als Piet nachwies, dass die nahegelegene Marina keinen Platz für uns hatte, lenkten die beiden Herren ein und genehmigten das Bleiben bis zum nächsten Morgen. Die Herren entschwanden wieder; sie hatten auf ihren Schultern je zwei Streifen. Zurückgekehrt zu unserem begonnenen gemütlichen Tee-Kaffeestündchen, Piet noch gar nicht richtig bekleidet, quietschten Autoreifen jäh neben uns, ein mittelalter, korpulenter Küstenwachenpolizist sprintete mit drei Streifen! auf dem Hemd auf uns zu und befahl uns, sofort den Anleger zu verlassen. Wurde der arme Mann übergangen? Es war eine wirklich skurrile Situation, auch als Piet sich etwas Zeit erbat, schließlich wollte er sich anziehen, wurde er aufgefordert in fünf Minuten weg zu sein. Also zurück in die Bucht, Anker gesetzt, den zweiten Anker für den Notfall bereitgelegt, hinein wieder in eine unruhige Nacht. Nächsten Morgen in aller Frühe um kurz vor fünf verließen wir diesen Ort um weiter zu segeln nach Santa Maria di Leuca.
Aber selbst keine Arbeit zu haben, hatte dieses Jahr auch etwas für sich. In Santa Maria hatten wir für unseren Aufenthalt eine Art Café-Bistro ausgemacht, wo ich den leckeren Cafe Leccese kennenlernte: einen eisgekühlten Espresso mit süßer Mandelmilch. Ich finde, den sollten wir, wie mit dem Aperol Spritz geschehen, in Deutschland einführen. Dazu gab es Miniküchlein, auf die Piet sich „spezialisierte“. Die könnten in der Qualität auch gut Einzug bei uns halten. Nun hatten wir uns gut ausgeruht, um unsere nächste Nachtfahrt nach Crotone über den Golf von Tarent in Angriff zu nehmen. Die 74 Seemeilen verliefen ruhig. Nebenbei produzierten wir, wie wir es oft machen, unser Süßwasser. Die Motoren unterstützen uns dabei, damit die Batterien nicht überlastet werden. Nach 13 ½ Stunden erreichten wir diese sehr schmutzige, verwahrloste Hafenstadt, davor Gas und/oder Ölbohrtürme im Meer.
In der Marina fanden wir keinen Platz und nun kam für mich wieder etwas Neues: Piet legte sich längsseits an einen Ausflugsdampfer. Dies wird auch absolut toleriert. Als der Eigner seine Touristenfahrten hatte, legten wir uns um an einen Fischkutter daneben. Und so pendelten wir ein paar Mal hin und her: Immer fleißig über das jeweilige andere Schiff an Land krabbelnd. Die Hafengegend war auch irgendwie schmuddelig; die Fischer und anderen Schiffseigner jedoch ganz entspannt und freundlich, aufeinander achtend. Ja, und weit und breit keine Küstenpolizei. Piet entspannte sich im Café während ich das aragonesische Kastell erkundete, eine ganz imposante, zum Teil auch verfallene Anlage, die durch die Meeresbrandung erheblich absackt. Als Filmkulisse soll es in mehreren Filmen auftauchen. Das kann ich mir auch lebhaft vorstellen. Die Beobachtung des Sonnenunterganges war für uns später das Besondere.
Nun wollen wir so langsam ja weiter voran kommen, um endlich Sizilien zu erreichen. Also ablegen und 46 Seemeilen weiter am Geburtstag meiner Schwester, die ich nun auch mit der sechs als erste Zahl willkommen heißen darf, vor dem Hafen von Roccella als Zwischenstation ankernd. Dort beobachten wir ausgiebig die zu Hauf vorkommenden Spiegeleiquallen. Faszinierend anzuschauen, tatsächlich wie ein Spiegelei in der Pfanne. Nur leider hatte ich keine Lust aufs Schwimmengehen, auch wenn sie nicht so arg gefährliche Hautreaktionen hervorrufen sollen. Gerade uns eingerichtet auf unserem Ankerplatz bekamen wir Besuch, der geneigte Leser/-in ahnt es, von der Guardia Costiera. Eine sehr nette Beamtin wollte einen 200 Meter Abstand vom Badestrand und der Hafeneinfahrt. Na, so charmant gebeten, ankerten wir um: auf meinen Wunsch in die Nähe anderer Boote direkt vor der Stadt. Piet fragte zweimal nach, ob ich es so wolle. Da es ein Ankern vor der offenen Küste war, wollte ich die Nähe anderer Boote. Aber die Stadt.... Ja, das war dann das Verhängnis: bis zum Aufbruch nachts um ein Uhr die heftigste Diskomusik aus drei Richtungen, sich prächtig mischend im „Bumbum“ der Bässe, Feuerwerk aus verschiedenen Richtungen. Ich war wie gerädert, Piet schlief friedlich neben mir.
Danach begann unser letzter Abschnitt Richtung Sizilien, nach Taormina.
Sizilien zeigte sich uns lange nicht, lag in einer dichten Dunstglocke, auch der Ätna blieb vollständig verhüllt. Nach 14 ½ Stunden (mit unserem Zwischenstopp) erreichten wir die Bucht vor Taormina. Reichlich müde betrachteten wir mehrere Superyachten, die neben uns lagen und der Wetterbericht brachte schlechte Neuigkeiten aus der Straße von Messina. Doch davon mehr in unserem nächsten Bericht.
2 Comments
Martin und Susanne
9/1/2022 17:46:37
Wir waren auch schon mal in Taomina. Waren eine Woche in Catania. Das lohnt sich auch. Der tägliche Markt in der Innenstadt ist beeindruckend. Weiterhin gute Reise und Danke, dass wir über die Berichte daran teilhaben dürfen.
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Udo
9/1/2022 18:34:05
He, ihr zwei!
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