... ob die Erde wirklich rund ist
Erreichen des spanischen Festlandes mit Ankern und Festmachen etappenmäßig in Calpe, Villajoyosa und Alicante. Eine schöne Woche zusammen mit Piet’s Tochter Marisol an Bord in Alicante. Weiterfahrt nach Torrevieja, die endgültige Entscheidung diesen Winter den Atlantik nicht zu Überqueren ist gefallen; Suche nach einem Liegeplatz zum Überwintern in Südspanien; die Motoren starten nicht; wir kommen nicht aus dem Hafenbecken. Weiter Ankern bei Starkwind und Flug nach Mallorca zum 30. Geburtstag von meinem Sohn Fabi Bei immer noch gutem Wetter und passendem Wind erreichen wir nach 65 Seemeilen Ende Oktober 2022 das spanische Festland und sind ein wenig geschockt über die total verbaute Küste. Nun ja, alle wollen einen Platz an der Küste mit Sonnenschein. Calpe oder auf katalan Calp wird unser 1. Ankerziel und ist durch einen großen Fels im Meer einfach schön anzuschauen. Ich fotografiere den Felsen mit seinen je nach Lichteinfall immer wechselnden Maserungen vorbeisegelnd von allen Seiten. In gebührendem Abstand von ihm bringen wir unseren Anker aus. Da wir nachmittags angekommen sind, motoren wir mit unserem Dingi an Land, erkunden den Ort und suchen mal wieder nach kleinen Ersatzteilen fürs Boot.
Neben uns lag ein Segler aus Frankreich zu dem Piet ging um sich zu erkundigen, ob wir hier für eine Nacht liegen bleiben könnten. Als er zurückkehrte, bemühten wir uns über Funk ganz schnell um einen Platz in der Marina. Der Franzose hatte hier vor der Küste eine böse Überraschung erlebt: er ankerte vor der Küste, fuhr mit seinem Dingi an Land, und als er zurückkehrte... war sein Boot weg! Kurzerhand hatte die Küstenwache das Schiff auf den Haken genommen und in den Hafen geschleppt. Der Segler erhielt ein kräftiges Bußgeld. Der hatte sich, als er Piet seine Geschichte erzählte, immer noch nicht ganz von seinem Schrecken erholt und wirkte, schimpfend über die spanische Küstenwache, recht zerknirscht über sein Missgeschick. Gut, dass man miteinander redet. Als wir den Liegeplatz eingenommen hatten, war wenigstens eine schöne warme Dusche unerwartet gesichert. Danach machten wir uns auf, diese Schokoladenstadt an der Costa Blanca mit ihrem schönen Namen „La Vila Joyosa’ zu Deutsch die fröhliche Stadt, ein wenig zu erkunden. Die Schokoladenmarken aus diesem Ort entdeckten wir erst später in Alicante so richtig. Hmmh, ausgesprochen lecker!
In einem Café sitzend beobachten wir vier spanische Frauen, die munter miteinander palaverten, und wir machten unsere „Studien“, wie schon so oft auf der Reise. Was ist uns ähnlich und was unterscheidet uns? Das Miteinander, der natürliche Stolz, das Leben und Treffen mit anderen Menschen außerhalb der eigenen vier Wände, das sich flanierend Zeigen in schöner Kleidung und die Höflichkeit und Herzlichkeit Fremden gegenüber mit gewahrter Distanz zeigt sich uns hier immer wieder. Piet ist das Alles durch sein Leben vor Jahren in Barcelona gut vertraut, und ich beobachte, und die Art gefällt mir, insbesondere der, wie mir scheint, etwas unkompliziertere Umgang miteinander. Gern wäre ich schon fitter in der spanischen Sprache. Piet übersetzt zwar kräftig, aber wer mich kennt, weiß, dass ich zu gern selbst kommuniziere und Spaß daran habe.
Diese Stadt mit ihren über 300 000 Einwohnern, ihren majestätischen Straßenzügen, einer Universität und einem reichhaltigen kulturellem Leben gefällt uns aus Anhieb. Beim Umherbummeln geraten wir in eine Veranstaltung mit Aufführungen von Jugendlichen mit klassischer Musik und Flamencotanz im Freien. Das ist so recht nach meinem Geschmack und wir verweilen ein wenig bis Piet unruhig wird, der dieses auf der Stelle stehen oder sitzen nicht so recht mag. Also geht es weiter und so gelangen wir an einen durch einen Gummibaum überdachten Platz an der Rambla Ménez Núñez mit seinen netten Cafés und ergattern einen Platz für einen Sundowner bzw. Café con leche.
Glücklich und zufrieden beendete sich ein weiterer Tag. Am nächsten Morgen ließ ich Vater und Tochter einmal allein an Bord. Als neu hinzugekommene Partnerin weiß ich in Bezug auf meine Kinder, dass eine alleinige gemeinsame Zeit der Ursprungsfamilie einfach auch einmal gut tut. So bummelte ich durch die Altstadt von Alicante und erledigte die anstehenden Essenseinkäufe. Später trafen wir uns zu dritt wieder. Die Tage zu dritt verflogen nur so und Marisol’s Abreise stand bevor. So fanden wir uns wieder in der Bahnhofshalle ein und verabschiedeten uns voneinander. Es hatte richtig Freude gemacht, sie mit an Bord gehabt zu haben. Nun ist unsere Besucherkoje eingeweiht und wer immer Lust auf einen Alltag an Bord hat, kann uns gern besuchen kommen. Wir freuen uns! Für uns hieß es nun auch Abschied nehmen von Alicante und wir segelten am Morgen des 7.11.2022 ins 26 Seemeilen entfernte Torrevieja. Dort ankerten wir auf fünf Meter Wassertiefe im Hafenbecken. Mit dem Dingi fuhren wir regelmäßig entweder in die Marina Salinas oder machten in der Marina International fest. Bei Letzterer kamen wir nur vom Gelände, wenn gerade jemand mit seiner Karte ein- oder ausfuhr. So hatten wir einige Male länger zu warten bis wir in die Stadt gelangten. Torrevieja ist baulich eine nicht so schöne Stadt, jedoch begriffen wir schnell, was hier so besonders ist. Es leben Menschen aus über 134 Nationen friedlich zusammen. Mit über 83.000 Einwohnern sind die Spanier mit 45 % vertreten, der Rest ist zugereist und es fügt sich unglaublich zusammen. Das Klima ist hier auch in den Wintermonaten recht ausgeglichen. So, das bekamen wir schon einmal heraus. Jedoch war uns noch nicht ganz klar, wo wir überwintern wollten. Denn unsere Atlantiküberquerung in die Karibik würden wir dieses Jahr endgültig nicht mehr machen.
Wir essen nun an Bord seit geraumer Zeit kaum noch Fleisch, was bleibt da noch übrig zu kochen? Genauer darüber nachdenken, macht es echt schwierig. Zurück von unserer Tour wollten wir nun vom Ankerplatz in die Marina Salinas verlegen. So starteten wir unsere Motoren, wir versuchten es jedenfalls. Doch auf beiden Seiten gab es keinen Laut mehr. Was war das schon wieder? Piet und der Elektriker fanden heraus, dass zwei unserer Batterien tiefentladen waren. Die vier anderen waren recht schwach, konnten jedoch mit einem schnell gekauften Generator wieder aufgeladen werden. Durch ein neu erworbenes Reisebügeleisen vom Chinesen hatte ich den alten Batterien wohl den Rest gegeben. Dieses Gerät braucht über 2000 Watt Leistung! Im eigenen Haushalt habe ich mir über die Leistung und den Verbrauch der einzelnen Geräte keine Gedanken gemacht. Der hinzugezogene Elektriker mit seinem Auszubildenden kam ganz zuverlässig und dachte sich bestimmt seinen Teil. Dreimal holte Piet ihn mit unserem Dingi an Bord. Als die Elektronik dann wieder einwandfrei lief, wollten die Motoren immer noch nicht anspringen und langsam wurde es ankernd vom Wind her auch ungemütlich.
Lediglich das Auto auf Mallorca abzuholen gestaltete sich schwierig, da wir außerhalb des Flughafengebäudes eine Billigvermietung hatten. Schließlich saßen wir in kleinem Fiat 500 und flitzten damit nach Algaida zur Finca der Eltern von Kioma. Unser Klingeln wird erst gar nicht wahrgenommen. Schließlich öffnet sich das Tor, wir fahren von Fabi und seinen Gästen unbemerkt auf den Hof, schleichen uns ans Haus an, die Tür geht auf und mein Sohn kann es kaum fassen, dass wir leibhaftig im Raum stehen. Wir liegen uns weinend in den Armen. Einen Tag vorher waren schon fünf Freunde überraschend aus Deutschland eingeflogen und am nächsten Tag werden noch seine geliebte Schwester Isi und sein Vater mit Frau kommen. Ganz schön viel Emotionen an einem 30. Geburtstag, den mein Sohn ursprünglich gar nicht feiern wollte.
Als wir kurz vor Mitternacht mit dem Dingi unseren „Albatros“ erreichen, schaukelt er friedlich leicht auf den Wellen und alles ist in Ordnung. Wenn nur unsere schweigenden Motoren nicht wären.
Dazu jedoch mehr in der anschließenden Geschichte.
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März 2023
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