... ob die Erde wirklich rund ist
Nach langer Fahrt bewegtes Ankern im Hafen von Trapani, Diskussion über den geeigneten Liegeplatz, Ruhe finden in der Marina „Vento di Maestrale“, schöne Tage in Trapani, Vorbereitung zur nächsten längeren Fahrt nach Sardinien. Nachdem wir in pechschwarzer Nacht aus dem Felsengewirr vor Comino / Kemmuna herausmotort waren, brachte Piet unseren Albatros auf Kurs. 160 Seemeilen mit Wind aus Südost lagen vor uns. Es war eine ruhige Fahrt bis auf die letzten sechs Stunden, wo längsseits anrollende Wellen und zunehmende Böen zwischen 5-6 Beaufort uns durchschaukelten. Müde und erschöpft erreichten wir nach 1 ½ Tagen auf See den Hafen von Trapani / Sizilien, wo ankern erlaubt ist. Unser Kat schaukelte dort bei ordentlichem Schwell. Mir war es einfach zu viel, und ich wollte in eine Marina, um zur Ruhe zu kommen. Darüber diskutierten wir heftig, und ich hatte dann die Aufgabe die Marinas abzutelefonieren. Nach zwei Absagen erhielt ich eine Reservierung in der Marina di Maestrale. Welch’ Glück: kaum dort angelegt, wurde es unter uns deutlich ruhiger. Unsere Gemüter beruhigten sich bei einem heißen Tee/Kaffee und einem guten Gespräch. Dann meldeten wir uns mit den Papieren an. Es waren stattliche Liegegebühren, aber egal. Bei dem hohen Preis in dieser Marina waren die Sanitäreinrichtungen sehr mäßig: Duschen für Männer und Frauen zusammen in einer Art Bretterbude, immerhin mit kleinem Spiegel, der am nächsten Tag noch eine Rolle spielen sollte. Die Toiletten neben dem Vereinshaus probierten wir erst gar nicht aus.
Ein Gemüsehändler in einer Seitenstraße mit seinem reichhaltigen Angebot hatte es uns angetan, und wir kauften dort ein. Da wir kaum noch Fleisch essen, ist mal ein neues, unbekanntes Gemüse eine schöne Abwechslung. Gegen Spätnachmittag kehrten wir wieder in der Bar in der Fußgängerzone ein. Am Nachbartisch saßen zwei recht beschwipste junge Pärchen. Wir kamen miteinander ins Gespräch, da ich mich nach dem Cocktail mit Limoncello und Prosecco erkundigte, der dort vor ihnen stand. Kurzerhand bestellte ich dies köstliche Getränk; Piet blieb bei seinem Cappuccino. Die eine junge recht kommunikative Frau vom Nachbartisch legte den Kopf schief, zog spontan ein Mikrophon aus ihrer Handtasche und meinte, wir würden doch bestimmt aus unserer Zeit ABBA kennen. Sie schmetterte Karaoke-mäßig los, und ich sang amüsiert mit. Es war ein großes Vergnügen. Der Wirt fand es irgendwann störend, schließlich saßen ja noch andere Gäste an ihren Tischen. Kurzerhand wurde keine Alkoholbestellung am Nachbartisch mehr aufgenommen. Das machte auch nichts, denn inzwischen kamen wir neben dem Singen in ein gutes Gespräch. Der neben mir sitzende junge Mann war angehender Psychiater aus Mailand, seine muntere Freundin führte oder besaß ein Dekogeschäft und das andere Pärchen war frisch verheiratet und verbrachte seine Flitterwoche in Trapani. Nach circa zwei Stunden verabschiedeten wir uns von diesen munteren Menschen und gingen bereichert zurück zu unserem Boot.
Landschaftlich um uns herum Berge, Natur, kaum Menschen. In einer kleinen Bar versammelten sich die wenigen Segler. Zum Sunset wurden zu den alkoholischen Getränken auf einem kleinen Schieferbrettchen Oliven, Käse, Wurst und das leckere hauchdünne sardische Knusperbrot „Pane Carasau“ gereicht. Eine schöne Beigabe, die uns in Sardinien immer wieder gereicht wurde. Diese Idee sollte die Gastronomie in Deutschland aufgreifen. Neben uns in der Marina lag ein Australier, der uns von St. Piedro, einer kleinen sardischen Insel vorschwärmte, die bei uns so gar nicht in der Planung Beachtung gefunden hatte.
Nach vier Tagen sollte unsere Reise nun weiter gehen: da ein Ankern bei Sant’ Antioco aufgrund der Winde nicht infrage kam, erinnerten wir uns an die kleine sardische Insel St. Piedro mit ihrem Ort Carloforte, den der Australier in Teulada genannt hatte. Hierhin brachen wir auf, kamen an und waren beide sofort „verliebt“. Der Aufenthalt dort dauerte zwei Wochen. Wir kamen aufgrund des Wetters und weil es uns dort so gefiel buchstäblich kaum weg. Doch davon handelt der nächste Bericht
3 Comments
Mani Reuter
11/19/2022 19:13:35
Sehr spannend. Viele liebe Grüße und viel Spaß!
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Marina Kurschat
11/28/2022 00:07:12
Tolle Fotos. Und spannende Erlebnisse. Freue mich auf die nächsten Berichte. Einen schönen ersten Advent wünsche ich. Liebe Grüße von Marina
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Wilko von Norderney
11/20/2022 19:43:26
Besser einen Rippenbruch, als einen Mastbruch. Euch wünsche ich weiterhin tolle Erlebnisse, schöne Landschaften und gutes Wetter. Bin mal gespannt, wo ihr Weihnachten verbringt. Gruß vom Wilko
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