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                                                           ... ob die Erde wirklich rund ist

Von Malta nach Sizilien - die Cosa Nostra lässt grüßen

11/18/2022

3 Comments

 
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Nach langer Fahrt bewegtes Ankern im Hafen von Trapani, Diskussion über den geeigneten Liegeplatz, Ruhe finden in der Marina „Vento di Maestrale“, schöne Tage in Trapani, Vorbereitung zur nächsten längeren Fahrt nach Sardinien.
Nachdem wir in pechschwarzer Nacht aus dem Felsengewirr vor Comino / Kemmuna herausmotort waren, brachte Piet unseren Albatros auf Kurs. 160 Seemeilen mit Wind aus Südost lagen vor uns. Es war eine ruhige Fahrt bis auf die letzten  sechs Stunden, wo längsseits anrollende Wellen und zunehmende Böen zwischen 5-6 Beaufort uns durchschaukelten.
Müde und erschöpft erreichten wir nach  1 ½ Tagen auf See den Hafen von Trapani / Sizilien, wo ankern erlaubt ist.
Unser Kat schaukelte dort bei ordentlichem Schwell. Mir war es einfach zu viel, und ich wollte in eine Marina, um zur Ruhe zu kommen. Darüber diskutierten wir heftig, und ich hatte dann die Aufgabe die Marinas abzutelefonieren. Nach zwei Absagen erhielt ich eine Reservierung  in der Marina di Maestrale. Welch’  Glück: kaum dort angelegt, wurde es unter uns deutlich ruhiger. Unsere Gemüter beruhigten sich bei einem heißen Tee/Kaffee und einem guten Gespräch. Dann meldeten wir uns mit den Papieren an. Es waren stattliche Liegegebühren, aber egal. Bei dem hohen Preis in dieser Marina waren die Sanitäreinrichtungen sehr mäßig: Duschen für Männer und Frauen zusammen in einer Art Bretterbude, immerhin mit kleinem Spiegel, der am nächsten Tag noch eine Rolle spielen sollte. Die Toiletten neben dem Vereinshaus probierten wir erst gar nicht aus.
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Spätnachmittags bummelten wir dann in die Stadt, die uns auf Anhieb gut gefiel: eine lebendige Stadt mit einem guten Gemisch von Touristen und Einheimischen. In einer Bar mitten im Fußgängerbereich beobachten wir das Treiben. Ich überlegte mir, wer wohl ein Mafiosi sein könnte; der „Unerbittliche von Trapani‚ Denaro“ stammt schließlich aus dieser Gegend; er ist Anführer der Cosa Nostra und seit Anfang der 90-ziger Jahre untergetaucht.
Tja, mit dem Dunklen und Geheimnisvollen dieser Stadt kamen wir als Touristen glücklicherweise nicht in Berührung. Atmosphärisch lag jedoch irgendwie ein Hauch von „Unterwelt“ in der Luft.
Am Abend besuchten wir ein Lokal am Hafen. Gut aussehende Antipasti hatten uns angelockt und erwiesen sich geschmacklich als Reinfall. So ging ein abwechslungsreicher Tag zu Ende. Wir schliefen gut und am Morgen hatte sich der Wind beruhigt.
Auf zu neuen Taten bat ich Piet, da ich unter meinem Pony nicht mehr herausschauen konnte, mir die Haare zu schneiden. Gesagt getan, marschierten wir zu unseren „exklusiven Duschen“, Piet setzte beherzt die Schere an, fragte kurz, wo er abschneiden solle, und ich dachte, ich hätte gesagt in Höhe der Augenbrauen und ab waren die störenden Haare. Der Blick in den kleinen Spiegel ließ meine Meckifrisur offenbar werden: der Pony links länger als rechts und insgesamt rappelkurz. Bei Piet’s Genauigkeit bei handwerklichen Arbeiten war ich mehr als verdutzt. Sein Kommentar, es wachse ja nach, war auch kein richtiger Trost. Heute -neun Wochen später!-, Mitte November konnte ich endlich eine Korrektur vornehmen.
Ohne störende Haare vor den Augen setzten wir unsere Entdeckungstour in Trapani und Umgebung fort. Da die Marina nahe des Fischereihafens lag, besuchten wir den Fischmarkt auf dem es  so viele unterschiedliche Fischarten gab, die wir gar nicht kannten.
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Ein Gemüsehändler in einer Seitenstraße mit seinem reichhaltigen Angebot hatte es uns angetan, und wir kauften dort ein. Da wir kaum noch Fleisch essen, ist mal ein neues, unbekanntes Gemüse eine schöne Abwechslung.
Gegen Spätnachmittag kehrten wir wieder in der Bar in der Fußgängerzone ein. Am Nachbartisch saßen zwei recht beschwipste junge Pärchen. Wir kamen miteinander ins Gespräch, da ich mich nach dem Cocktail mit Limoncello und Prosecco erkundigte, der dort vor ihnen stand. Kurzerhand bestellte ich dies köstliche Getränk; Piet blieb bei seinem Cappuccino. Die eine junge recht kommunikative Frau vom Nachbartisch legte den Kopf schief, zog spontan ein Mikrophon aus ihrer Handtasche und meinte, wir würden doch bestimmt aus unserer Zeit ABBA kennen. Sie schmetterte Karaoke-mäßig los, und ich sang amüsiert mit. Es war ein großes Vergnügen. Der Wirt fand es irgendwann störend, schließlich saßen ja noch andere Gäste an ihren Tischen. Kurzerhand wurde keine Alkoholbestellung am Nachbartisch mehr aufgenommen. Das machte auch nichts, denn inzwischen kamen wir neben dem Singen in ein gutes Gespräch. Der neben mir sitzende junge Mann war angehender Psychiater aus Mailand, seine muntere Freundin führte oder besaß ein Dekogeschäft und das andere Pärchen war frisch verheiratet und verbrachte seine Flitterwoche in Trapani. Nach circa zwei Stunden verabschiedeten wir uns von diesen munteren Menschen und gingen bereichert zurück zu unserem Boot.  

Am nächsten Tag wollten wir mit dem Bus in das auf einem Berg gelegene alte  Dorf Erice. Es erwies sich als ein echtes Unterfangen, wir wurden von Busfahrern und Passanten hin und her geschickt. Offenbar fuhren die Busse an diesem Wochenende anders. Den Grund erfuhren wir, als wir nicht aufgebend dann schließlich doch einen Bus erwischten der uns an den Fuß des Berges vom Dorf Erice kutschierte. Weiter ging es mit einer nicht vertrauenserweckenden Seilbahn. Oben angekommen standen wir in einem Menschengetümmel, das den Fahrern eines Motorrennens zujubelte, die den Berg hinauf rasten. Wir sahen Rennwagen der unterschiedlichsten Klassen. Und dabei stehend waren wir trotz des Krachs der aufjaulenden Motoren gefangen vom Enthusiasmus des Publikums und der Fahrer, die sich oben angekommen feiern ließen.
Tja, und wir hatten unsere Erklärung, warum die Busse anders bzw. gar nicht fuhren!
Irgendwann schlängelten wir uns durch die Menschen hindurch und kamen in dieses wunderschöne, alte, schon in der griechischen Mythologie erwähnte Eryx. Ob der Sohn der Liebesgöttin Aphrodite hier nun geherrscht hat, weiß man nicht so genau. Auf jeden Fall war es in der Antike ein bedeutender Ort mit Venustempel und heute eine Touristenattraktion, schön anzusehen und unter dem Ruf stehend eine Mafiahochburg zu sein. Wir fanden ein wunderschönes kleines Cafe, das „Cafe da Michele“ mit leckeren frisch zubereiteten deftigen Arancini und diversen süßen Leckereien. Piet bestellte uns eine kleine süße Auswahl. Weiter durch die Altstadt bummelnd stach mir ein Korallenarmband ins Auge. Ich konnte kaum widerstehen, doch verließ ich das Geschäft ohne Einkauf. Piet, in guter Laune, schenkte es mir dann später. Immer, wenn ich es jetzt trage, erinnere ich mich an diesen schönen Ausflug.
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Nun hieß es wieder hinunter vom Berg mit der etwas in die Jahre gekommenen Seilbahn und zurück in die Marina.
So langsam gingen wir an die Planung eines neuen Etappenzieles auf dem Weg Richtung Mallorca. Unser neues Zwischenziel hieß Sardinien. Dieses Mal lagen 195 Seemeilen vor uns. Wir segelten los, zunächst zu der Trapani vorgelagerten Insel Levanzo, schwammen dort, ruhten uns aus, bevor wir in die Dunkelheit hinein starteten. Rückwärts schauend konnten wir noch lange die Insel Levanzo erkennen, da sich eine Lichterkette entlang des Bergkammes zog. 39 Stunden später erreichten wir bei ruhiger See eine recht abgeschieden gelegene Marina in der Nähe von Teulada auf Sardinien.
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Landschaftlich um uns herum Berge, Natur, kaum Menschen. In einer kleinen Bar versammelten sich die wenigen Segler. Zum Sunset wurden zu den alkoholischen Getränken auf einem kleinen Schieferbrettchen Oliven, Käse, Wurst und das leckere hauchdünne sardische Knusperbrot „Pane Carasau“ gereicht. Eine schöne Beigabe, die uns in Sardinien immer wieder gereicht wurde. Diese Idee sollte die Gastronomie in Deutschland aufgreifen.
Neben uns in der Marina lag ein Australier, der uns von St. Piedro, einer kleinen sardischen Insel vorschwärmte, die bei uns so gar nicht in der Planung Beachtung gefunden hatte.
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Wir waren zunächst in Teulada von der rauen, schroffen Naturschönheit mit Bergen und Wasser gefangen genommen. Wir mieteten uns ein Auto und erkundeten die Gegend mit wenig Besiedlung im Süden. Beim Umherfahren mieden wir Cagliari, die Hauptstadt, sowie die Smaragdküste mit den touristischen Hotspots, im Norden gelegen.
Ich beschäftigte mich mit den geheimnisvollen Nuraghen aus der Bronzezeit, die wie bienenkorbartig mit Steinen aufgeschichtet überall zu sehen waren. Diese Steinhaufen, wie Piet sie bezeichnete, kann man auf Sardinien fast überall sehen. Piet fuhr auf meinen Wunsch zu einer dieser Nuraghen. Und ich wanderte und wanderte -kein Steinhaufen zu sehen- bis ich auf ein englisches Pärchen traf, die mir erklärten, ich hätte zurück zu gehen und dann würde ich sie sehen. Gesagt getan: nun fand ich die eine Nuraghe, überwuchert von Pflanzen. Piet unten wartend, wollte schon eine Vermisstenanzeige aufgeben.
Wieder im Auto entschlossen wir uns in den Südwesten zu fahren auf die vorgelagerte Insel Sant’ Antioco, die durch einen fünf Kilometer langen Damm mit der Insel Sardinien verbunden ist. Wir landeten im Hauptort Calasetta, wo wir in der Mittagszeit in der menschenleeren Stadt umher bummelten. Zu müde um weiter zu besichtigen traten wir den Heimweg in unsere einsam gelegene Marina an. Wir waren uns einig darüber, dass Sardinien es wirklich wert ist entdeckt zu werden, wenn man Natur und die Kombination von Wasser und Bergen mag.
In unserer Marina in Teulada kam es dann bei einer unserer Reparaturanstrengungen zu einer schweren Rippenprellung oder gar zu einem Rippenanbruch bei Piet, als er auf die Tischkante knallte, etwas Schweres jonglierend und festhaltend. Er konnte wochenlang nicht auf der Seite liegen und schlafen, das Atmen schmerzte. Er hat es jedoch inzwischen längst wieder vergessen. Eine Verletzung ist bei unserem schwankenden Untergrund häufig an der Tagesordnung. So langsam sind unsere Blutergüsse rückläufig, da wir uns immer sicherer an Bord bewegen. Dies nur einmal als kleine Anmerkung zu unserem Alltag an Bord.
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Nach vier Tagen sollte unsere Reise nun weiter gehen: da ein Ankern bei Sant’ Antioco aufgrund der Winde nicht infrage kam, erinnerten wir uns  an die kleine sardische Insel St. Piedro mit ihrem Ort Carloforte, den der Australier in Teulada genannt hatte. Hierhin brachen wir auf, kamen an und waren beide sofort „verliebt“. Der Aufenthalt dort dauerte zwei Wochen. Wir kamen aufgrund des Wetters und weil es uns dort so gefiel buchstäblich kaum weg. Doch davon handelt der nächste Bericht
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3 Comments
Mani Reuter
11/19/2022 19:13:35

Sehr spannend. Viele liebe Grüße und viel Spaß!

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Marina Kurschat
11/28/2022 00:07:12

Tolle Fotos. Und spannende Erlebnisse. Freue mich auf die nächsten Berichte. Einen schönen ersten Advent wünsche ich. Liebe Grüße von Marina

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Wilko von Norderney
11/20/2022 19:43:26

Besser einen Rippenbruch, als einen Mastbruch. Euch wünsche ich weiterhin tolle Erlebnisse, schöne Landschaften und gutes Wetter. Bin mal gespannt, wo ihr Weihnachten verbringt. Gruß vom Wilko

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