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                                                           ... ob die Erde wirklich rund ist

Wunderschönes Malta

9/28/2022

8 Comments

 
Kleines wunderschönes Malta mit Wohlfühleffekt: Piet hatte seine Freude an den häufigen Salut-Böllerschüssen mit anschließendem Feuerwerk; ich mochte den Eiswagen mit Lilli Marleen; Kinnie, ein neu entdecktes Kräutergetränk; die zurückhaltende, freundliche Bevölkerung
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Unsere Überfahrt von Sizilien nach Malta teilten wir in zwei Abschnitte:
zuerst segelten wir knapp 30 Seemeilen über 6 Stunden an der sizilianischen Küste entlang nach Portopalo, wo wir in einer Bucht gut ankern konnten, uns ausruhten, um am 27.8.022 nachts um 00.02 Uhr unsere 56 Seemeilen lange Fahrt nach Malta fortzusetzen. Die nächtliche Wache mit der Einschätzung, die Fahrtrichtung anderer Schiffe durch deren Navigationslichter zu erkennen, fällt mir noch schwer. In Zweifelsfällen weckte ich Piet, der es auch geduldig hinnahm. Am meisten fürchte ich Fischerboote, die kreuz und quer ihren Fängen hinterherfahren und in keinem AIS (elektronisches System, das Schiffe ortet und deren Abstand, Fahrtrichtung und Geschwindigkeit übermittelt) auftauchen.
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Das Wetter mit Wind und Wellen meinten es gut mit uns, und wir kamen vormittags in dem wunderschönen Naturhafen Grand Harbour an. Dort ankerten wir gleich Backbord in der Rinella Bucht. Die Bucht war gefüllt mit Yachten und kleinen Motorbooten, am kleinen Strand waren Familien die grillten und Karaoke Songs lauthals mitsangen.
Dann kam ein bunt bemalter Eiswagen, der mit einer Erkennungsmelodie im Stil einer Drehorgel Lilli Marleen spielte. Dies geschah mehrmals am Tag, und wir wurden der Melodie nie überdrüssig, passte es doch geradezu zu Malta und seiner Geschichte.
Es war der Beginn von 10 schönen, entdeckungsreichen Tagen auf dieser kleinen Insel. Begrüßt wurden wir zudem durch Salut-Böllerschüsse (wir kamen halt genau in dem Moment in die Hafeneinfahrt!), die sich ganz regelmäßig am Tag wiederholten. Am Abend gefolgt durch Feuerwerke. Piet hatte eine fast kindliche Freude daran, wenn es wieder losging und mit Echowiderhall krachte und dicke schwarze Rußwolken in den Himmel stiegen.  Es soll an die Wehrhaftigkeit der Malteser erinnern. Die unglaubliche Luftverschmutzung und das Erschrecken mehrerer Menschen interessiert da scheinbar weniger.
Zu Beginn hatten wir Orientierungsschwierigkeiten, welcher Stadtteil in diesem großen Hafen denn nun die Hauptstadt Valletta wäre. So gingen wir mit unserem Dingi erst einmal an Land und landeten auf, wie wir später erfuhren, einer der „three cities’’ Birgu (Vittoriosa), Bormla (Cospicus) oder L´Isla (Senglea). Wir gerieten mitten in die Vorbereitungen zu einem Patronatsfest von St. Lorenz: überall standen Heiligenstatuen und überdimensionierte Fahnen, die die engen Gassen und Straßen schmückten; abends wurde die Böllerzeremonie und Feuerwerksrate auf circa Stundentakt maximiert. Mein empfindliches Gehör war wahrlich herausgefordert. Beim Streunen durch die Gassen begegneten uns auf Schritt und Tritt die Johanniter, die hier in Birgu ihre erste Wirkstätte auf Malta hatten und irgendwann zu den Maltesern wurden.
Das traditionelle Brauchtum wird hier noch sehr gepflegt. Die Feiern wechseln sich ab. Eine Woche später gab es auf der Nachbarhalbinsel das nächste Fest und natürlich mit den uns inzwischen vertrauten Böllerschüssen und dem Feuerwerk.
Am zweiten oder dritten Tag hatten wir uns soweit orientiert, dass wir die uns gegenüberliegende Stadt Valletta im Norden des Hafens aufsuchten. Dicht gedrängte Geschichte in der Altstadt mit Großmeistern, einer unglaublich reichausgestatteten St. John’s Co-Cathedral, die von außen karg und spartanisch daherkommt und im Inneren mir die Sprache verschlug:  jede Landsmannschaft des Malteserordens scheint sich in der Ausschmückung der Seitenkapellen zu überbieten. Ich war regelrecht überfordert bei der Besichtigung. Ich konnte die einzelnen Details gar nicht mehr wahrnehmen.

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Die ganze Struktur mit Großmeistern durch die Jahrhunderte mit dem einerseits caritativen Wirken und anderseits dem Machtstreben und kriegerischen Auseinandersetzungen wirkte auf mich irgendwie düster und mysteriös.
Die tolle Ausstellung im Fort St. Elmo über die Gesamtgeschichte Maltas, mit vielen unterschiedlichen Einflüsse auch aus dem Arabischen, wurde sehr gut dargestellt. Beeindruckend war für mich jedoch die geografisch strategische Lage, die diese Insel immer wieder zur Verteidigung zwang. Die unglaublich dicken Befestigungsanlagen sprechen da eine nachweislich deutliche Sprache.
Die letzte große Zerstörung und Belagerung erfuhr Malta von 1940-1942 mit massiven italienischen und deutschen Luftangriffen zusammen mit einer Seeblockade, da der Marinestützpunkt der Briten auf Malta, strategisch im Mittelmeerraum gelegen, sehr interessant war
Umso mehr überraschte uns die freundliche, zurückhaltende Art, wie uns die Menschen begegneten. So hatte ich in einem Café auf Birgu ein ganz interessantes Gespräch mit der Besitzerin über die derzeitigen Probleme mit der Teuerungsrate und dem Aufkauf der Immobilien durch vermögende Ausländer, wodurch sich die Bevölkerung Eigentum kaum noch leisten könne. Mit einem Gemüsehändler um die Ecke kam ich auch ins Gespräch, und er erzählte mir, wie die Preise bei seinem Einkauf in die Höhe geschnellt seien, und er es so gar nicht an die Kunden weitergeben könne. Er würde einfach weiter machen; sein Verdienst sei jedoch enorm geschrumpft. Beide klagten nicht, es war eher ein Berichten, was derzeit im Land los sei. Tja, das kennen wir ja wohl europaweit. Nur scheinen die Menschen es anders hinzunehmen.
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Gundi: kein Tag ohne Kaffee.
Wir jammern daheim irgendwie noch auf einem recht hohen Niveau. Mich ließ es nachdenklich werden, wie alle irgendwie in einem Boot sitzen und ganz ähnliche Probleme haben und scheinbar das Gewohnte so nicht mehr so recht funktioniert.
Die Verständigung auf der Insel mit Englisch macht hier vieles möglich, wobei wir überrascht waren, dass z.B. einige Busfahrer und Ladenbesitzer uns nicht verstanden.
Malti ist eine ganz ulkige Sprache aus italienisch, englisch, spanischen und arabischen Wörtern. In den drei Cities und Valletta wird sogar unterschiedliches Malti gesprochen. Wir machten keine Anstalten einige Brocken zu lernen und blieben beim Englischen.
Einen Tag fuhr Piet in das große moderne Sliema, um uns mal wieder Ersatzteile zu beschaffen. Ich stiefelte derweil noch einmal durch die Straßen und Gässchen des barocken Valletta, schaute mir das wunderbare, schön gestaltete Teatru Manoel aus dem 18. Jahrhundert mit seiner tollen Akustik an . Die korpulente Führerin klemmte sich beim Öffnen der Logentüren fast ein und kommentierte es humorvoll: zu adipös sollte man nicht sein, sonst schreibst du dein eigenes Theaterstück. Die Gruppe prustete vor Lachen.

Nun war erst einmal Pause angesagt und ich setzte mich in ein kleines Bistro, beobachtete Leute und aß eine Kleinigkeit, bummelte durch Geschäfte und kaufte mir ein schönes Sommerkleid.
Auf den Spuren des Apostel Paulus wurde ich dann in der St. Paul´s Co-Cathedral nicht recht fündig. Dazu machten wir später einen Ausflug in die Stadt Rabat und die daran angrenzende frühere Hauptstadt Mdina. Laut Überliefereng soll Paulus als Häftling nach seinem Schiffbruch auf Malta gestrandet sein (Apostelgeschichte 28, 11) und als Gefangener in einer Grotte in Rabat das Christentum gelehrt und verbreitet haben und Menschen geheilt haben. Na, wie es nun wirklich war, werden wir nicht mehr klären können. Die Frage ist, wo ist die frühere Haltung geblieben, auf dem Mittelmeer treibende Menschen aufzunehmen. Da bekleckert sich auch Malta, wie alle anderen Anrainerstaaten, nicht mit aufnehmender Mitmenschlichkeit.
Nun zurück zu meinem Gang durch Valletta: ich besichtigte die Sacra Infermeria , die heilige Krankenstation des Johanniter-/ später Malteserordens, die bis 1787 als längstes und modernstes Krankenhaus in Europa galt. Es war für damalige Verhältnisse mit einem hohen Standard an Hygiene und medizinischen Behandlungsmethoden ausgestattet.
Das Hospitalwesen war für mich klasse anzuschauen. In Riesensälen wurden die Menschen versorgt. Infiziert Erkrankte wurden in einem anderen Trakt behandelt. Unsanft dagegen wurde mit psychiatrisch Erkrankten verfahren: sie wurden im Keller „verwahrt“. Trotz Riesensaal hatte jeder Patient durch Wandteppiche eine Abgrenzung seiner Privatsphäre mit eigener Toilette. Eine gute reichhaltige Ernährung sollte die Gesundung unterstützen, gegessen wurde mit einem gut zu reinigendem Silberbesteck. Die Entwicklung nahm von hier ihren Lauf, so wurde eine Schule der Anatomie und Chirurgie unter dem Großmeister Cotoner gegründet. Die formalisierte Ausbildung brachte später bekannte Chirurgen hervor. Durch virtuelle Animation auf einem Tablet wurden Szenen nachgestellt, so dass die Geschichte lebendig wurde. Heute wird ein Teil als Konzert-, Theater- und Kongresszentrum genutzt. So irrte ich etwas in den Gängen umher und hörte wunderschöne Klaviermusik. Ich schlich mich in den Konzertsaal und lauschte dem übenden Pianisten eine Weile. Wie schön kann es sein unbemerkt zu lauschen.
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Die Zeit war wie im Flug vergangen. Ich verließ den Konzertsaal und ging weiter. Auf einmal geriet ich auf den langen Fluren in einen offiziellen Empfang irgendeiner Delegation mit Security. Ich schlängelte mich hindurch und erreichte den Ausgang mit bleibenden, abwechslungsreichen Erlebnissen im Gepäck.
Ich rief Piet an, der mich mit dem Dingi abholte. Es war ein schöner abendlicher Austausch über die verschiedenen Seiten Maltas: hochmodern und sehr geschichtsträchtig. Auf unserer Reise streifen wir dies alles nur, aber es gibt einfach Impulse und Anregungen, die uns bereichern.
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Das Leben findet ja bei uns an Bord statt, auf kleinstem Raum. In unserer Rinella Bucht gefiel es uns einfach gut. So blieben wir insgesamt 10 Tage und brachen am 5.9.2022 auf zu der kleinen Insel Gozo, zum Malta Archipel gehörend. Oh, dort wäre ich gern ein wenig geblieben. Wir fanden dort jedoch keinen geeigneten Ankerplatz und segelten zur blauen Grotte vor der kleinen felsigen Insel Communo. Und dies war eine blaue Grotte in verschiedenen türkisschimmernden Tönen, klar bis zum Meeresboden. Das Schwimmen machte einfach nur Freude. Wir ruhten uns aus für unsere nächtliche Tag-Nacht Fahrt zurück nach Sizilien. Nachts um drei hoben wir den Anker in pechschwarzer Nacht. Piet fluchte, da ich, während er den Anker klarierte, die Route auf seinem Tablet verstellt hatte, und er „blind“ durch die kleinen Felsen herausmanövrieren musste. Wie Ihr euch denken könnt gelang es und wir waren bereit 160 Seemeilen nach Trapani / Sizilien in Angriff zu nehmen.
Nun schreibe ich immer so begeistert vor mich hin; Piet bringt mit den Bildern alles in Form und Verbesserungen ein; meldet uns einfach mal kurz zurück, ob euch diese Berichte gefallen oder ob sie zu lang sind.
Es grüßen euch
Piet und Gundula
8 Comments
Ursula
10/1/2022 09:59:22

Liebe Gundula, lieber Piet, mir gefallen Eure Berichte sehr gut. Sie sind auch nicht zu lang. Allerdings hinkt Ihr der Gegenwart ja immer etwas hinterher. Werden Eure Berichte irgendwann mal bis zur tatsächlichen Jetztzeit reichen? Oder ist der Blick auf die vergangenen Wochen so gewollt? Euch ein weiteres gutes Segeln und viel Glück.

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Tina P.
10/1/2022 10:16:56

Liebe Gundula, lieber Piet,
eure Reiseberichte sind überhaupt nicht zu lang!!! Im Gegenteil- die Mischung aus Informationen, Anekdoten, Hintergünden, Menschlichem, Fazit, Fotos und daraus folgendem eigenen Vorstellungsvermögen ist grandios! Danke dafür!
Besonders der Teil mit dem Umgang mit Veränderungen, dass alle irgendwie verzichten und sich einschränken müssen und wie unterschiedlich damit umgegangen wird, hat mich nachdenklich gemacht…
Genießt weiter eure Reise, bleibt gesund und schreibt ganz viel!!! 😁☀️

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Dr. Klaus Bangert
10/1/2022 10:45:51

Hallo Gundula, Hallo Piet,
vielen Dank für die schönen Berichte. Ich kann sie nicht immer ganz lesen, weil bei uns der Umgestaltungsbär tobt. Es ist spannend zu hören, dass kreuzende Fischerboote eine Gefahr darstellen.
Paulus ist wahrscheinlich nicht auf Malta gestrandet sondern auf Kephalenia einer griechischischen Insel. Doktorarbeit wohl der bremischen Fakultät."Die tatsächliche Romreise des Apostesl Paulus" . Weiterhin gute Reise und viel viel Glück und Besonnenheit. LG Klaus

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Annette Krüger
10/1/2022 13:19:02

Hallo Gundula und Piet, auch von mir herzlichen Dank für Bilder und Berichte. Ich kann mich den obigen Kommentaren im Wesentlichen anschließen. Besonders eindrucksvoll finde ich deine Kontaktbeschreibungen mit Einheimischen, die über ihre Lebenssituationen erzählen, was mich lebhaft an meine Erfahrungen, nicht zuletzt in Guatemala und Mexiko erinnert und wodurch ich unseren doch recht hohen Lebensstandard immer wieder aus einer anderen Perspektive reflektiere.
Euch weiterhin immer eine Handvoll Wasser unter dem Kiel und keinen "Mast- und Schotbruch"
Herzlich Annette

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Petra Pott
10/4/2022 13:48:25

Liebe Gundula, lieber Piet,
vielen Dank, dass ihr uns so ausführlich--bitte auf keinen Fall kürzer fassen :-), an euren Erlebnissen teilhaben lasst. Der Mix aus den Fotos und Berichten und auch den unfreiwilligen Abenteuern liest sich sehr gut!
In Deutschland kommt jetzt der Herbst mit viel Regen--hatten wir die letzten 2 Wochen, so dass eure Bilder den Sommer verlängern und auch schöne eigene Erinnerungen wach werden lassen. In Valletta waren wir mit einem Kreuzfahrer nur 1 Tag, wie schön, dass ihr euch Malta so ausführlich ansehen konntet.
Genießt euer Abenteuer, bleibt gesund und ich freue mich auf die weiteren ausführlichen Berichte :-))
Ganz liebe Grüße
Petra

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Martin Gruß
10/4/2022 16:31:06

Liebe Gundula, lieber Piet,
Mit Spannung und Interesse lesen wir Eure Berichte. Gerne weiter so.

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Wilko von Norderney
10/6/2022 08:00:01

Ich finde es immer wieder sehr erfrischend, von euch zu lesen. Schön zu sehen, dass es euch gut geht. Bilder gerne mehr. Hier wird es herbstlich und da macht es Freude ,schöne Landschaften und Orte zu sehen. Bin mal gespannt, wann es die ersten Bilder von rauher See von euch gibt. Genießt jede Minute und danke für die schönen uns interessanten Bericht. Gruß vom Wilko von Norderney

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Joachim - Anke
10/21/2022 15:01:35

Hallo Ihr Zwei,
Wir folgen Euren Berichtung mit Spannung und Vorfreude. Auch sind sie für unsere geografischen Kenntnisse hilfreich, denn wir verfolgen die Berichte parallel auf der Map und bilden uns weiter.
Schön auch zu hören, dass es Euch miteinander gut geht. Das soll bitte auch so bleiben.
Mehr dann am Telefon.
Auf gute Seemannschaft
Anke und Joachim

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    Siehe auch „Get in touch“

    https://www.marinetraffic.com/en/ais/home/shipid:7008987/zoom:10

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